Donnerstag, 25. März 2010

Eine Woche León

Ich bin seit eineinhalb Wochen in León, aber es kommt mir schon viel laenger vor.

Nicaragua ist das Land der Vulkane, einen zu besteigen ist fast Pflicht, und die Coolen machen "Volcano-Boarding". Bin aber nicht cool, also hab ich mich lieber fuers Wochenende bei einer Vulkanwandertour angemeldet. Und die hatte ich gewaltig unterschaetzt...

Da die Vulkane ja eine Touristenattraktion sind, dachte ich da fuehrt ein mindestens ein Meter breiter Weg den Berg hoch und auf der anderen Seite wieder runter. Wie Bannwaldspaziergang mit bissl mehr Steigung und bissl mehr Gepaeck (9 Liter Wasser pro Person, Essen fuer 2 Tage, und dann noch so Gruscht wie Schlafsack, Isomatte, etc.). Deswegen hatte ich auch keine Bedenken trotz Grummeln im Magen diese Wanderung anzutreten, und auch als einer der Fuehrer mich fragte ob ich mir sicher bin dass mir die Turnschuhe reichen wuchs mein Verdacht noch nicht.

Samstag morgen um 4Uhr gings dann los, meine Wenigkeit, Michael, ein netter Californier den ich im Hostel kennengelernt habe, drei Kanadier und Conor und Dominik, unsere Fuehrer aus Irland und der Schweiz.

Erst gings durch ein wuestenahnliches Gelaende zum Cerro Negro, diesen hoch und dann wieder runter.

Die Boarder auf dem Hintern mit Board drunter, die Wanderer zu Fuss huepfend, und die Nina versuchts auf dem Hintern ohne Board drunter. Dabei ging gleich meine Hose drauf (gut dass ich insgesamt zwei mithab) und ich durfte mir Dominiks Ersatzshorts leihen.




Und dann kam erst der richtige Aufstieg zum El Hoyo. Und meine Magenverstimmung. Bloederweise gleichzeitig. Trotzdem haben die beiden Fuehrer es irgendwie geschafft, meine Wanderlust etwas aufrecht zu erhalten, und yes, ich war auf dem El Hoyo! :) Nachdem mein Essen vom Vortag aber diesen Weg wohl nicht mitmachen wollte, war ich zwischenzeitlich ein wenig schwaechlich in den Knien und hab mir durch mehrmaliges Hinfallen die aergesten Schuerfwunden auf dem Beinen zugezogen die ich je hatte, und zumindest die Mama weiss: Das will was heissen!

Und eine Wespe hat mich auch noch gestochen... ¡Que fin de semana!

Die Nicas lassen sich aber durch sowas nicht abschrecken: Ich lauf rum in abgewetzten FlipFlops mit den fuerchterlichsten Beinen und schwitz aus jeder Pore, und die pfeifen einem immer noch hinterher. Kann ich irgendwie nicht ernst nehmen.


Meine Sprachkurs war uebrigens super! Die Lehrerin war klasse: Suess und lieb und lustig. Nach ihr hab ich jetzt sogar "nivel intermedio". Kann ich mir aber nicht wirklich vorstellen, ist immer noch mehr Italienisch als Spanisch.

Beim Sprachkurs war auch ein Nachmittagsaktivitaeten-Angebot mit dabei. Das hatte ich eigentlich deshalb in Anspruch genommen, um andere Schueler kennenzulernen, aber just in der Woche in der ich das Ganze gebucht hatte war kein Schueler ausser mir da. Also kam ich in den Genuss von lauter Privatfuehrungen, ein Professor (mit dem ich meine Probleme hatte), das Museum und ich.


Aber so hab ich wenigstens viele nette kleine Museen gesehen.


In Michael habe gluecklicherweise einen angenehmen Reisepartner fuer die naechsten Wochen gefunden. Er hat aehnliche Vorstellungen wie ich was Reiseziele angeht und auch sonst liegen wir recht gut auf einer Wellenlaenge. War auch der einzige im Hostel den man ohne Probleme zu einer Stadtfuehrung ueberreden konnte,

die anderen sind hier eher hauptsaechlich auf Party, Beach und Volcano-Boarding aus. Ausserdem hat er einen aehnlichen Humor, sehr wichtig. Auch ein dork. :)
Heute fahren wir nach Estelí. Das liegt im Hochgebirge und hat somit hoffentlich ein etwas angenehmeres Klima. Hier ist es gerade unertraglich heiss, oder jedenfalls mehr als ich vertag.

Ach ja, und ich hab jetzt eine Handynummer hier, falls mir jemand schreiben mag: 00505/84975262

Ich drueck euch feste!

Mittwoch, 17. März 2010

Erste Meldung aus Nicaragua

Fast eine Woche weg, da koennt ich doch langsam mal schreiben.

Grobe Planung fuer die naechsten zweienhalb Monate war folgende:
Erst mal bei Daniel absteigen, einem Freund der hier seit 1 1/2 Jahren in einem Haus in Managua lebt, mit ihm zusammen etwas rumreisen, vielleicht auch nach Costa Rica runter, je nachdem wie lange wir es miteinander aushalten, und eventuell irgendwo einen Volunteer-Job suchen.

Und es kam raus, dass wir es wohl nicht allzulange miteinander aushalten.
Die Nina, die seit mindestens einem Jahr schon gar nicht mehr weiss wie ein Tag aussieht, an dem nichts zu tun ist, und der Daniel, der seit eineinhalb Jahren nichts anderes hat als Tage an denen nichts zu tun ist - da prallen Welten aufeinander.
Und die aeussern sich in allen Details. Tagesrhythmus, allgemeine Umgangsformen (Ich haette es zum Beispiel doch angebracht gefunden, dass ich vorgewarnt werde, dass besagtes Haus bereits verkauft wurde, und Daniel seit zwei Monaten in einem klapprigen Bus wohnt, bei dem die Vordertueren durch eine gespannte Schnur verschlossen werden und dessen Schiebetuer alle paar Benutzungsvorgaenge aus den Angeln springt.
Obwohl es vielleicht auch ein ganz kluger Schachzug gewesen war mir so etwas nicht zu sagen, mit manchen Situationen geht man doch am lockersten um wenn man einfach reingeworfen wird), oder auch - wichtig! - Reisevorstellungen.
Daniel wuerde eher wenig rumfahren, sich den ein oder andern ruhigen Ort suchen und dort fuer einige Zeit "chillen". Vielleicht waere das der optimale Weg, um den Nicaraguan Lifestyle aufzusaugen. Eine Moeglichkeit mal richtig abzuschalten. Vielleicht waere das der erholsamste Urlaub aller Zeiten.
Aber dazu hab ich keine Lust. Ich will das Land sehen, Leute kennenlernen, Abenteuer erleben, Regenwald sehen, Spanisch lernen... Rumhaengen kann ich auch daheim.




Bei zwei Tagen am Strand in der Naehe von Leon hatte ich Zeit Muse einen Plan zu erstellen, was ich hier alles tolles anstellen koennte. Der hat sich seitdem schon wieder etwa fuenfmal geaendert und sieht mittlerweile so aus, dass ich erst mal eine Woche in Leon bleib, dann hoffentlich der etwas ueberteuerte zweiwoechige Regenwald-Trip zustande kommt (da muessen sich genug Leute anmelden), dann nach Estelí, Grananda und Ometepe, und schauen dass ich da bei einer der oertlichen Volunteer-Angebote unterkomm. So oder aehnlich.

Seit gestern habe ich dem Chillemobil den Ruecken gekehrt, bin in einem Hostel in Leon und freu mich hauptsaechlich ueber Klo, fliessend Wasser und Duschgelegenheit (bei 35Grad zwar fast nutzlos, aber nicht zu unterschaetzen). Ab Freitag hab ich mich fuer einen Spanisch-Kurs angemeldet, Einzelunterricht und Unterkunft in einer Familie, da bin ich mal gespannt. (Der ist auch dringend noetig. Wenn sich meine Kolleginnen auf Spanisch unterhalten, versteh ich vielleicht etwa die Haelfte. Hier... kein Wort. Als haette einer mal mit dem Weichspueler ueber alle Konsonanten und Vokale druebergewaschen. Die einfachsten Saetze muessen sie mir zig mal wiederholen.)

Ich meld mich wenn's was neues gibt!
Ganz liebe Gruesse und einen riesig feucht-verschwitzten Druecker!!!

PS: Auch hier wurde St. Patrick´s Day gefeiert... :)


Donnerstag, 11. März 2010

Endspurt, Ergebnis und anderes

Morgen geht es schon auf nach Nicaragua, und ich hab schon ewig nichts mehr von mir hören lassen. Das lag nicht daran, dass nichts los war, sondern eher daran dass so viel los war, dass Bloggen in der Prioritätenliste ein bissl nach unten gerutscht ist.


Ich habe es tatsächlich geschafft, ich habe einen Tag vor Abgabeschluss meine Diplomarbeit abgegeben. Und übrigens auch jetzt das Ergebnis bekommen. Eine 2,0 falls das irgendjemanden interessiert. Im Moment der Bekanntgabe dachte ich mir „Was, eine 2,0?!? Da steckt so viel Herzblut, sehr viel Arbeit und so unglaublich viel Weisheit drin!“ Am Montag war Nachbesprechung und ich musste mir mein Werk doch nochmal ohne Selbstverklärung anschauen und einsehen: Da steckt schon auch viel Aufschieben auf den letzten Drücker, sehr viel „Ach, des passt jetzt scho so“ und so unglaublich viel Übermüdung drin. Ich denk ich kann doch ganz zufrieden sein…

Man sollte meinen dass ich nach Abgabe erst mal gefeiert hab wie blöd, aber nein, ich hab mir erst mal eine Blasenentzündung geholt, und dann stand ja die Theaterpremiere schon fast vor der Tür. Die English Drama Group, in der ich seit ein paar Semestern wieder mitspiel, hatte sich vorgenommen ein Musical zu spielen. (Noch dazu nicht irgendeines, sondern ein Harry Potter-Musical, von dem es weder Skript noch Noten gibt und all dieses erst aus den Youtube-Videos runtergehört werden musste.) Eigentlich wollt ich letztes Semester gar nicht mitmachen, aber ein Musical… da kann ich nicht Nein sagen. Also hatte ich eine Rolle. Und dann die Leitung des Chores. Und dann die der Solisten. Und die der Band. Wer meine musikalischen Fähigkeiten kennt, denkt sich jetzt „Woher kann denn die Nina sowas?“. Hm. Tut sie nicht. Oder tat sie nicht? Keine Ahnung, ich kann nur sagen, ich hab in dem Semester mehr über Musik gelernt als je zuvor, und wahrscheinlich auch mehr als über anmutige Bäume.

Ein tierischer Spaß, aber auch tierisch anstrengend, vor allem als einen Tag vor Generalprobe alles so lief als würde es zum ersten Mal geprobt. Außer das Zusammenspiel Chor-Band, das wurde an diesem Tag tatsächlich zum ersten Mal geprobt. Da hat wohl die musikalische Leitung etwas gepfuscht. Immer diese Grünschnäbel… Doch durch last minute-Zusatzproben und unglaublichen Enthusiasmus hat dann doch alles irgendwie geklappt. Und es war der Hammer! Alle Vorstellungen komplett ausverkauft und bis nur Lobeshymnen. Mag selektive Wahrnehmung sein, aber ich fands auch toll! :)


Seitdem galt meine Beschäftigung dem Auszug aus meiner alten Wohnung, bzw. der Vorbereitung meiner „Selbstbelohnung fürs Studium“, einer 3-monatigen Reise nach Nicaragua. Oder vielmehr – hätte gelten sollen. Der Hauptteil dieser beiden Missionen erfüllte sich wie immer in den letzten 1 ½ Wochen… Ich dacht ich könnt einen Tag vor Abreise einen „chilligen“ Tag machen, aber stattdessen haben wir heute ein Notquartier für meinen Kleiderschrank gefunden, die Wohnung übergabefertig gemacht, die Couch in die Schrottpresse gebracht – mein Herz blutet immer noch ein bisschen –, einen Rucksack für die Reise gekauft, Malaria-Tabletten abgeholt, eine Landkarte von Nicaragua gekauft… als wären in der Woche vorher keine Tage drin gewesen…

Als meine Eltern letzte Woche schon einen guten Teil meiner Habseligkeiten weggekarrt hatte hab ich hab gemerkt, dass ich mich auch mit nur der Hälfte meines Krams ganz wohlfühle. Nächstes Mal wenn ich umziehe passt alles in zwei Koffer! Ok, das wird mit E-Piano und Bett schon etwas schwierig. Aber alles was bei der ersten Fuhre nicht in Papas Bus reinpasst, kommt nicht mit! Mal schauen wie ich mich daran halte…

Wenigstens für die Reise konnte ich diese spartanische Einstellung schon anwenden: Mein gesamtes Gepäck beträgt gerade 12 Kilo und passt in einen 36Liter-Rucksack+Handtasche fürs Handgepäck. Und dabei hab ich 3 verschiedene Insektenschutzmittel und 5 Bücher dabei. (Ja, die brauch ich auch alle!)

So, mittlerweile ist es schon spät und ich muss in etwa 2 Stunden aufstehen um rechtzeitig am Flughafen zu sein. Dickes Entschuldigung bei allen, bei denen ich mich vor der Abfahrt noch melden wollte, es aber nicht mehr auf die Reihe gebracht habe: Keine böse Absicht, nur Verplantheit…

Ich drück euch und halt euch auf dem Laufenden! (Ich weiß noch nicht wirklich wie oft ich zum posten komm, aber ich versuchs hin und wieder.)
Besos!