Die Fahrt von El Castillo nach San Juan del Norte war jetzt nicht wirklich eine Fahrt auf hoher See, vielmehr durch seichtes Gewaesser. Seicht deshalb weil Trockenzeit. Wenn der Fluss voll genug ist und man mit beiden Motoren fahren kann, ist die Strecke in 4 bis 5 Stunden machbar. Mit nur einem Motor dauerts doppelt so lang. Oder auch noch laenger, weil man um alle Untiefen rumnavigieren muss. Vor Abfahrt ging sogar das Geruecht rum, dass man eventuell beim Boot schieben helfen muss, falls es steckenbleibt. Und das sollte kein Geruecht bleiben...
Das Ganze hat natuerlich den Vorteil, dass man bei der Geschwindigkeit bestimmt keine Probleme mit Seekrankheit bekommen kann. Und man kann noch mehr Fotos von Baeumen machen. :) Und auch Fotos von Leuten die das Bott anschieben. Aber werd so frech Fotos macht darf auch ganz schnell selber mithelfen...
Nach 10,5 Stunden waren wir aber dann doch endlich in San Juan del Norte und alle Weissnasen rotteten sich zusammen um ein Hostel und ein Abendessen zu finden.
Genau die gleichen Nasen sassen dann auch alle gestern Morgen im Boot von San Juan nach Bluefields, und keiner von uns hatte auch nur geahnt wie diese Fahrt ablaufen wuerde. Mit einer Stunde Verspaetung kam ein Speedboot fuer etwa 20 Personen angefahren und sammelte uns ein. Und noch hatte ich keine Ahnung warum sich alle sofort in den hinteren Raengen platzierten und land so in der ersten Reihe. Nach ein paar Metern werde ich gefragt ob ich mich nicht weiter nach hinten sitzen moechte, vorne wuerde es etwas staerker hoppeln. Da die ersten paar Meter aber so harmlos gewesen waren, hoer ich mich sagen: "No hace nada". Macht nix. Grober Fehler.
Denn dann gings erst richtig los...
Speedboot auf offener See, das ist wie Achterbahn fahren. Und jeder, der weiss wie gern ich Achterbahn fahre, kann sich vorstellen was ich da fuer einen Spass hatte.
Wir fragten recht bald nach: Das ist nur am Anfang so wild, oder? Ne, das geht jetzt die naechsten vier Stunden so...
Also versuchten wir uns einerseits am Sitz festzukrallen und uns nach vorn so mit den Fuessen abzustemmen, dass uns die groesseren Wellen, die einen kurz aus dem (ungepolsterten!) Sitz heben und mit Schmackes wieder auf diesen zurueckprallen lassen, nicht ganz so hart zusetzen.
Dieser Spass wurde nur noch dadurch gesteigert, dass ich - unwissend was auf mich zukommen wuerde - an diesem Tag einen Rock und einen Tanga anhatte (was bei jeder anderen Bootsfahrt kein Problem gewesen waere!). Und Michael konnte sich nicht mal drueber lustig machen, da der ebenso von falschen Vorstellungen ausgehend untenrum nur seine Badeshorts trug und beim harten Aufsetzen nach grossen Wellen doch noch ein Stueck mehr zu leiden hatte...
Nina: Meine groesste Panik ist grad, dass es mich aus dem Boot schmeisst.
Nicloas: Nicht so wild, dafuer hst du ja die Schwimmweste an.
Michael: Ich glaub nicht, dass es physikalisch moeglich ist aus dem Boot zu fliegen.
Nina: Ich hab keine Ahnung von Physik, aber der Koffer da vorne unterstuetzt die These nicht unbedingt.
Michael: Gut, der huepft etwas, aber ich glaub nicht, dass er rausfallen kann.
In diesem Moment eine grosse Welle und den Koffer hebts einen halben Meter in die Hoehe...
Nach etwa eineinhalb Stunden wurde mir abermals ein Sitz weiter hinten angeboten. Mit Rock ueber alle Sitzlehnen nach hinten steigen? Egal, jetzt kennt eh schon jeder meinen Poppes. Und nochmal schlag ich dieses Angebot nicht aus. Und hinten ist es wirklich weitaus angenehmer und meine Muskeln duerfen sich etwas entspannen.
Trotzdem tut mir heut alles weh, da kann kein Vulkanwanderungsmuskelkater mithalten. Heut gibts eine Runde Schmerztabletten fuer alle.
Jetzt sind wir in Bluefields. Es ist zwar ganz nett aus so einem Kaff wie El Castillo, indem man denselben Leuten zwangsweise sechsmal am Tag ueber den Weg laeuft, wieder in einen groesseren Ort zu kommen, aber Bluefields wird definitiv keiner meiner Favoriten. Eine Stadt, bei der einem keiner sagen muss, dass man nachts besser zu Hause bleibt.
Aber schon heut nachmittag gehts weiter zu den Corn Islands, genauer gesagt Little Corn Island, einer Insel, um die man in einer Stunde komplett rumlaufen kann und haupsaechlich fuer seine Sandstraende, Mangobaeume, aber vor allem seine faszinierende Unterwasserlandschaft aufgesucht wird.
Das klingt doch nett.
Ich drueck euch und meld mich wieder wenn ich hoffentlich mit einer anstaendigen Ganzkoerperbraeune aufs Festland zurueckkehre! :)
Donnerstag, 22. April 2010
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